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Dorit Margreiter gestaltet Raum für Kunst im RAIQA 19.02.2021

  • RAIQA-Ausstellungsraum als Kunstwerk
  • innovativ, wandelbar und nachhaltig
  • ressourcenbewusste Ausstellungsarchitektur
Dorit Margreiter

Im Zentrum von Innsbruck, im geplanten Neubau des Hauptsitzes der Raiffeisen-Landesbank Tirol, dem RAIQA, entsteht ein neuer Raum für Kunst. Die international renommierte Künstlerin Dorit Margreiter wird den künftigen Ausstellungsraum als Kunstprojekt konzipieren. Ihre künstlerische Raumintervention soll den Ansprüchen einer zeitgemäßen Galerie gerecht werden, den Künstler*innen eine adäquate und flexible Bühne bieten und dem Ort eine unverwechselbare Identität verleihen.

In der Innsbrucker Innenstadt, am Areal zwischen Hauptbahnhof und Adamgasse, entsteht der neue Hauptsitz der Raiffeisen-Landesbank Tirol: DAS RAIQA. Ein Ort der Begegnung, der als „offene, hybride Struktur“ neben der Bank ein Vier-Sterne-Hotel, Gastronomie, Shops, Seminar- und Veranstaltungsmöglichkeiten sowie auch einen neuen Ausstellungsraum anbieten wird. Das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs stammt vom Architekturbüro Pichler & Traupmann aus Wien. Christoph Pichler und Johann Traupmann belassen das Stahlbetonskelett des ursprünglichen, 1970 entstandenen Bankgebäudes und schaffen als Herzstück des neuen Baus eine achtgeschossige Halle, die im Erdgeschoss Bank und Hotel vereint. Dort, an prominenter Stelle, entsteht der neue Raum für Kunst.

Dieser Raum für zeitgenössische Kunst wird ein Reload und Neustart für die „RLB Kunstbrücke“, die seit dem letzten Bankumbau im Jahr 1998 als Ausstellungsplattform in den Schalterbereich der RLB Tirol integriert war.

„Wir verstehen die Entwicklung des RAIQA als zukunftsweisendes, von verschiedenen innovativen Impulsen geprägtes Projekt“, betont der RLB-Vorstandsvorsitzende Reinhard Mayr. „Im Mittelpunkt unserer Vision steht der zwischenmenschliche Austausch, ein lebendiger Ort der Begegnung. Dazu soll auch der künftige Ausstellungsraum beitragen. Um diesem von Beginn an eine starke und unverwechselbare Identität zu verleihen, aber vor allem auch um bestmögliche Voraussetzungen für die Präsentation von Kunst zu schaffen, haben wir im Rahmen eines Kunst-am-Bau-Projektes die Künstlerin Dorit Margreiter mit dieser herausfordernden Aufgabe beauftragt. Denn wer kennt die räumlichen Erfordernisse und Wünsche besser als Künstler*innen selbst?“

Die Kuratorin der RLB Kunstbrücke Silvia Höller erläutert, wie es zur Entscheidungsfindung gekommen ist: „Zu Beginn gab es Gespräche mit unterschiedlichen österreichischen Künstler*innen, die sich in ihrem Schaffen mit Architektur, räumlichen Strukturen und Interventionen auseinandersetzen. Wir wollten ausloten, wer Interesse an dieser Aufgabenstellung hat. Die Künstler*innen Werner Feiersinger, Hans Schabus und Dorit Margreiter haben im Sommer vergangenen Jahres das Angebot angenommen, auf Honorarbasis ein Ideenkonzept für den neuen ‚Kunstbegegnungsraum‘ zu erarbeiten.“

„Die ausgearbeiteten Basiskonzepte der teilnehmenden Künstler*innen verfolgten sehr unterschiedliche Ansätze und waren alle von beeindruckend hoher Qualität“, so das Entscheidungsgremium, bestehend aus den RLB-Vorständen Reinhard Mayr und Thomas Wass, den Architekten Christoph Pichler und Johann Traupmann, den Kuratorinnen Silvia Höller, Petra Paolazzi (Expertin für Kunst- und Kulturprojekte) und Marion Piffer Damiani (Präsidentin Stiftung Museion Bozen), dem Projektleiter Josef Kreiser und dem Leiter der RLB-Kommunikation Christian Bevelander.

Das Gremium entschied sich einstimmig für den Entwurf von Dorit Margreiter. Überzeugt hat vor allem ihre Idee, einen Raum nicht statisch, sondern dynamisch, experimentell und offen zu denken und dabei gleichzeitig funktionelle wie nachhaltige Aspekte miteinzubeziehen.

Der 220 m² große Ausstellungsraum, zuzüglich Büro und Zwischenlager, öffnet sich zur Adamgasse und verfügt dort über einen eigenen Eingang. Eine teilweise zu öffnende, überdimensionale Glaswand verbindet den Raum mit der zentralen Lobby. „Mein Konzept gibt die Möglichkeit vor, einen Raum in einen Raum einzubauen – mit Modulen wie Wänden, Stehern und Vorhängen. Ziel ist es, einen Ausgangspunkt zu schaffen, der sowohl eine klassische Hängung wie auch räumliche, skulpturale Konstellationen erlaubt. Es sollen Sound-Arbeiten oder filmische und digitale Werke ein ebenso passendes räumliches Umfeld vorfinden wie Performances oder auch Vorträge und andere Veranstaltungen“, beschreibt Dorit Margreiter ihren Entwurf.

Das Zusammenspiel mobiler Vorhänge und Wände lässt einerseits eine autonome Raumskulptur entstehen, die schon an sich, als eigenständiges Werk, sinnlich erlebbar ist. Anderseits ermöglicht das System verschiedenste Raumgestaltungen und dient als äußerst flexible und ressourcenbewusste Ausstellungsarchitektur: Vom White Cube für raumgreifende Installationen über Veranstaltungen sowie unterschiedliche Raumeinteilungen und Settings bis hin zur Black Box ist Margreiters Konzept vielfältig adaptierbar.

Die Architekten Pichler & Traupmann begrüßen zudem die konzeptionelle Stimmigkeit und räumliche Integration in Bezug auf das architektonische Gesamtkonzept. „So wie die Architektur des RAIQAs mit dem Vorhandenen, nämlich dem Stahlbetongerüst des Bestandsgebäudes, arbeitet, so arbeitet auch Dorit Margreiter mit dem Vorhandenen: mit den Bedingungen, Anforderungen und Ausrüstungen eines Ausstellungsraumes. Das RAIQA, insbesondere sein Atrium, wird somit einen kongenialen Raum für Kunst erhalten“, freuen sich Christoph Pichler und Johann Traupmann.

Dorit Margreiter

1967 geboren in Wien – lebt in Wien

Seit 2006 Professorin für Video und Videoinstallation an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Zahlreiche Ausstellungen, darunter Einzelausstellungen wie Really! mumok Wien (2019), Description Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid (2011), Locus Remix MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles (2009). 2009 bespielte Dorit Margreiter gemeinsam mit Elke Krystufek und Franziska & Lois Weinberger den österreichischen Länderpavillon auf der 53. Biennale in Venedig.

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DORIT MARGREITER IM GESPRÄCH MIT SILVIA HÖLLER, KURATORIN RLB KUNSTBRÜCKE

Architektur und Raum spielen in Ihren Arbeiten eine wichtige Rolle. Können Sie Ihre Ansätze näher erläutern?

Eine künstlerische Arbeit ist fast immer auf den Raum bezogen, sie kann ohne eine Verräumlichung kaum gedacht werden, nicht einmal im digitalen Bereich. Insofern sehe ich die Architektur stets als Teil der künstlerischen Arbeit.

Hinzu kommt, dass mich Architektur als eine Art gebaute Sprache interessiert. Man kann sie wie einen Text über soziale und gesellschaftliche Verhältnisse lesen – ein Ansatz, den Architekt*innen und Architekturtheoretiker*innen wie Denise Scott Brown, Robert Venturi oder Beatriz Colomina schon sehr früh verfolgt haben.

Ihre Auseinandersetzung mit Architektur und Raum bezieht sich aber auch auf experimentelle Ausstellungsansätze. So legen Sie seit Jahren ein besonderes Augenmerk auf sogenannte Ausstellungsdisplays, also Formen und Strategien des Zeigens oder Ausstellens. Wie hat sich das entwickelt und woher rührt dieses Interesse?

Wie gesagt, sehe ich den Ausstellungsraum beinahe untrennbar mit den jeweiligen künstlerischen Arbeiten verbunden, die dort gerade gezeigt werden. Man kann diese Arbeiten nicht getrennt von dem Raum, in dem sie in Erscheinung treten, betrachten. Der Raum wird immer Teil der Wahrnehmung des künstlerischen Werks sein, sei es historisch, architektonisch oder beides.

Auch in meiner eigenen künstlerischen Arbeit interessiert mich das Thema der Raumproduktion. Es geht um die Frage, wie gesellschaftlicher, politischer und sozialer Raum hergestellt wird und wer daran beteiligt ist. Das sind Ansätze, die durchaus von jenen künstlerischen Arbeiten inspiriert sind, die als „Institutional Critique“ in der 1960er-Jahren ihren Anfang genommen haben – hier wurde der künstlerische Autonomiebegriff zunächst einmal gekippt.

Dass Sie die Herausforderung angenommen haben, den neuen Raum für Kunst im zukünftigen RAIQA zu gestalten, freut uns sehr. Was reizt Sie besonders an diesem Projekt?

In meiner eigenen Arbeit gehe ich immer wieder der Frage nach, wie Ausstellung als Medium funktioniert und wie dieses Medium auch immer wieder neu gedacht werden kann.

Bei diesem Projekt hat mich besonders interessiert, dass es einerseits um einen künstlerischen und andererseits um einen produktiven Zugang zur Frage des Ausstellens geht.

Die Anforderungen für diese Aufgabenstellung sind vielfältig und anspruchsvoll. Wo sehen Sie die Schwierigkeiten?

Eine Herausforderung ist es sicherlich, eine Umsetzung zu finden, die im täglichen Umgang mit dem Raum, mit dem Ausstellen funktioniert. Der Ausstellungsraum soll ja nicht nur in der Idee eine flexible Struktur herstellen, sondern vor allem praktikabel sein und den jeweiligen Anforderungen gerecht werden.

Ich stelle es mir nicht einfach vor, einen höchst flexiblen Präsentations- und Handlungsraum für andere Künstler*innen zu gestalten. Dies bedeutet, die eigene künstlerische Sichtweise und Handschrift zurückzustellen. Dennoch, nehme ich an, will man als Künstlerin in dieser Rolle nicht „unsichtbar“ bleiben.

In der alltäglichen Umsetzung soll die künstlerische Arbeit durchaus im Hintergrund sein. Es gibt jedoch einige architektonische Varianten im Aufbau der Wände und in der Platzierung der Vorhänge, die eine skulpturale Konstellation vorschlagen, in der der rein pragmatische Ausstellungsaufbau wiederum zurücktritt.

In Ihrem Basisentwurf denken Sie einen Ausstellungsraum völlig neu. Mit scheinbar einfachsten Mitteln wird der Raum beeindruckend wandelbar und eröffnet die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Können Sie Ihr Konzept näher beschreiben?

Das Konzept gibt die Möglichkeit vor, einen Raum in einen Raum einzubauen – mit Modulen wie Wänden, Stehern und Vorhängen. Ziel ist es, einen Ausgangspunkt zu schaffen, der sowohl eine klassische Hängung wie auch räumliche, skulpturale Konstellationen erlaubt. Es sollen Sound-Arbeiten oder filmische und digitale Werke ein ebenso passendes räumliches Umfeld vorfinden wie Performances oder auch Vorträge und andere Veranstaltungen.

Eine zentrale Rolle spielen für Sie als Künstlerin auch sehr aktuelle und dringliche Aspekte unserer Zeit wie zum Beispiel Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit. Inwieweit prägen diese Ansätze Ihre künstlerische Arbeit und das Konzept für die Gestaltung des neuen Ausstellungsraumes?

Die Architektur ist oft nicht nur der teuerste Posten in Ausstellungsbudgets, sondern muss auch nach jedem Projekt wieder entsorgt werden. Noch dazu werden oft Materialien für einen temporären Aufbau verwendet, die keinen Bestand haben und aus toxischen Stoffen bestehen.

Ich habe auch schon oft erlebt, dass man zum Beispiel nicht in den Boden eines Ausstellungsraumes bohren oder etwas an der Decke befestigen kann. Will man einen abgedunkelten Raum, ist das meist mit großem Aufwand und hohen Kosten verbunden. Wenn eine Veranstaltung während einer Ausstellung stattfinden soll, kann der Raum oft nur eingeschränkt oder gar nicht verändert werden. Es war mir deshalb wichtig, eine Struktur zu schaffen, die ein ressourcenbewusstes, flexibles Handeln und so einen zeitgemäßen Ausstellungsbetrieb möglich macht.

Sie sind in Wien geboren und leben dort. Dennoch haben Sie auch eine enge Beziehung zu Tirol.

Ein Teil meiner Familie stammt aus Tirol, ich habe hier als Kind meine ganzen Ferien verbracht. Um nicht als Wiener Stadtkind aufzufallen, lernte ich, akzentfrei Tiroler Dialekt zu sprechen; auf der Hinfahrt nach Tirol habe ich ab Linz in diese zweite „Sprache“ gewechselt. Ob ich das noch beherrsche, kann ich ja jetzt ausprobieren.

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